Ruest nach dem Dreißigjährigen Krieg
(J.-G. Nehls)
Durch den Westfälischen Frieden 1648 wurde der Dreißigjährige Krieg beendet, einer der grausamsten und mörderischsten seiner Zeit. Plünderungen und Brandstiftungen waren an der Tagesordnung. Die verrohte Soldateska schreckte vor nichts zurück. Ein zerstörtes und verwüstetes Land hinterließ die Walze des Krieges, die Einwohnerzahl war auf ein Drittel dezimiert.
Auch unsere Heimat blieb von dem Übel nicht verschont. Um 1638 grassierte die Pest und raffte viele Menschen dahin. Die Bevölkerung versteckte sich in Moore und Wälder. Häuser wurden bei Lagerfeuern verbrannt. In den Inventarien findet man immer wieder den Satz: “Der Bauer ist tot mit all den Seinen, der Hof liegt darnieder, der Acker ist wüst." Besonders der Strich von Parchim nach Wismar und Rostock war Kriegsschauplatz, wo die Kaiserlichen, Sachsen und Schweden an Raub und anderen unmenschlichen Grausamkeiten einander zu übertreffen suchten.
1696 sind 6 Stätten in Ruest wieder bebaut und zwar von den Kossaten und Hausleuten Hans Cords minor, Hans Cords, Köster, Soltow, Dolge, Möller. Ein neuer Aufbau begann also.
Folgende Hausleute und Kossaten waren bis 1704 in Ruest: Soltow, Stralendorff/ Wiese, Hans Cords minor, Möller, Dolge, Soltwedel, Sülocke (Zülck), Köster, Hans Cords. Und in Mestlin: Hinrich Cords, Hans Hohe, Soltwedel, Hartwich Cordes, Westphal/Behrens, Kröger, Dolge, Nehls, Welzin, Jochim Cords minor.
Ein Kossate besaß eine Kote (Kate) und die sie umgebende, teilweise gärtnerisch genutzte Woort (Wuurt). Das Regulativ von 1753 regelt die Verhältnisse der Büdner und enthält Einzelheiten über Größe, Bau, Pflichten und Erbrecht.
1704 hatte Mestlin mit Mühlenhof 109 Einwohner, Ruest 67 (Beichtkinderverzeichnis von 1704). Im Siebenjährigen Krieg hatte Mecklenburg erneut zu leiden. Es war eine unerschöpfliche Vorratskammer zur Selbstbedienung der Preußen. Alles, aber auch alles wurde aus dem Land geschleppt: Getreide, Vieh, Geld und Menschen (z. B. 4935 Rekruten). Auf den mecklenburgischen Mehlsack wurde so lange geklopft, bis nichts mehr herauskam. Und trotzdem ging es, wenn man den alten Aufzeichnungen glauben soll, bergauf.
Ein Beispiel:
Hans Cords, der Jüngere (minor), hatte am 2. Mai 1647 einen Katen von Dinnies Rusbüldt, Nr. 5, dazu 9 Morgen Saatacker, 1 Woort von 2 Scheffel; 1651 2 Ochsen, 1 Kuh; 1656 9 Stück Rindvieh; 1657 das erste Pferd. 1663 2 Pferde, 4 Ochsen, 2 Stiere, 2 Kühe, 1 Starke, 2 Schweine, 1 Schaf. 1677 2 erwachsene Kinder, 4 Pferde, 11 Rinder, 7 Schweine, 8 Schafe. 1681 verheiratet mit Sophie Sülvken (Zülck), kommt in allen Registern bis 1705 vor. 1710-1744 hatte Hans Cords der Jüngere 80 Scheffel Saatland, 4 Pferde, 8 Rinder, 6 Schweine u.a. 1735 heiratete Hans Nehls die Tochter Maria Cords, sein Vater war Thies Nehls. 1709 steht in den Registern Hans Adam Nehls, Hausmann auf Nr. 5.
1751 sind in Ruest 106 Beichtkinder verzeichnet, in Mestlin 179. 1785 wurde die Schmiede in Mestlin als letztes Gebäude der Abendseite an der Straße nach Sternberg erwähnt. Dort stand es noch 1960. Der Schmiedekaten lag auf der gegenüberliegenden Seite, wo später der Klosterkrug war. 1795 sind Schulze Hahn und Bauer Wiese Kirchenjuraten.
1803 sind Hausleute und Kossaten in Ruest: Schulze Hahn, Friedrich Wiese, Hans Sternberg, Michel Sternberg, Borchert, Krüger Rieck, Zülck, Stüdemann, Friedrich Cords.
1783 sind in Mestlin: Johann Eckelberg, H. J. Garling, Ehmck, Köpcke, Hans Adam Nehls, Westphal, Hans Jakob Kröger, Jochim Nehls, Johann Kröger, Johann Karl Wiese, Friedrich Garling, Soltwedel, Friedrich Cords, H. J. Eckelberg (siehe auch Ortspläne Mestlin und Ruest von 1777).
Seit 1806 bis zu den Befreiungskriegen dauerten härteste Plünderungen durch napoleonische Truppen an. Mecklenburg-Schwerin gehörte zum Rheinbund. 1812 zogen mecklenburgische Soldaten in Napoleons Armee nach Moskau. 1815 war endlich Frieden. Das Volk und das Land erholten sich wieder. 1830 hatte Ruest 9 3/4-Hüfner, Kirche, Schule und Erbkrug. Mestlin besaß 12 3/4-Hüfner, Pfarrkirche, Förster, Windmühle, Klosterkrug, Schmiede, Ziegelei und Schule.